Gut schauen sie aus, für ihr Alter. Die runden 50 würde man ihnen allen miteinander nicht abnehmen, auf den ersten Blick. Erst auf den zweiten zeigen sich kleine Spuren, die die Jahrzehnte hinterlassen haben. Aber mit ein bisschen Farbe lässt sich bekanntlich ja viel ausrichten.
Wie sie so dastehen, aufgefädelt, einer nach dem anderen, möchte man fast meinen, die Zeit sei stehen geblieben, irgendwo auf den Feldwegen in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Lindner reiht sich neben Steyrer, knallrot und grün leuchten die Prachtstücke schon von der Weite - ebenso wie die Augen der Besitzer, die nun nach und nach in Position gehen. Die allerdings zeigen, dass wir doch durchs Pasching des Jahres 2003 tuckern: Die „Oldies“ wurden mit viel Liebe zum Detail aufgemotzt und mit technischen Spielereien wie einer Videokamera samt Stativ aufgerüstet.
Dass mit ihnen früher harte Feldarbeit verrichtet wurde oder teilweise auch heute noch wird, sieht man den in die Jahre gekommenen Traktoren genauso wenig an wie die vielen Kilometer, die sie schon auf dem Zähler haben. Jetzt sind sie aber auch nicht im Arbeitseinsatz. Jetzt sind sie fein herausgemacht zur ersten großen Ausfahrt im heurigen Jahr. Ein Ritual, das der Traktor-Oldtimer-Verein Pasching seit seiner Gründung vor etwa drei Jahren zelebriert: der „Erste Schluck beim Gugg“, gleichzeitig Auftakt zur neuen Saison.
Ein Tuckern in allen nur denkbaren Tonlagen zerreißt die samstagnachmittägliche Paschinger Stille und ein leichtes Rucken geht durch die Maschinen, bevor sich der lustige Zug in Bewegung setzt. Allen voran Jürgen lrrmann auf dem „Leittraktor“, einem paradeiserrot glänzenden, dreizylindrigen Steyr 185 A mit 55 Pferdekräften aus dem Jahre 1958, dicht gefolgt von weiteren zwölf knallbunten Traktoren unterschiedlichsten Alters und Herkunft. Sogar ein echt russischer Charkov, vermutlich Überbleibsel aus Kriegsjahren, reiht sich in die Kolonne. Das beeindruckt allerdings nur Neuankömmlinge. Alteingesessene wie Hund Hugo in der eigens angefertigten Transportbox auf dem 1961er-Warchalowski kostet das nicht mal ein Schwanzwedeln. |
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das laute Knattern seines Steyrers. Das ist stressfreier für beide Seiten - Traktorfahrer wie Autofahrer. Letztere bleiben allerdings ob der ungewöhnlichen Traktor-Kette erstaunlich gelassen.
Ein Mann und sein Traktor
Die Anfänge der Traktorliebe liegen im Pasching der 90er-Jahre, bei Jürgen Irrmann - der kein Bauernsohn zwar, aber umso mehr begeistert von Traktoren - kauft sich seinen ersten Steyrer, einen
klassischen 15er. Es dauerte nicht lange, bis Mann und Traktor Anhang fanden: Als erster Fan bekannte sich Klaus Simoncsics, der sich sofort für das Stahlross begeisterte. Zuerst argwöhnisch beobachtet von Jürgen lrrmann, der dem „Zugezogenen“ nicht traute, schließlich den „Neuen“ aber mitnahm zum Oldtimer-Traktorkauf. Und: Es war Liebe auf das erste Tuckern. Fortan ratterten die beiden Männer gemeinsam über die Feldwege. Und um die Paschinger Bauern von ihrer Vorliebe zu informieren, wurde ein Fest veranstaltet. Bei dem plötzlich ein alter Traktor nach dem anderen vorfuhr. Damit war der Grundstein für den „Traktor-Oldtimer-Verein Pasching“ gelegt.
Mehr als 40 begeisterte Mitglieder mit insgesamt rund 60 Traktoren zählt der Verein mittlerweile. Wobei natürlich Traktor nicht gleich Traktor ist. Was ein wirklicher Oldtimer unter den Stahlrossen sein will, muss mindestens 25 Jahre auf dem Blechverschlag haben. Und natürlich gut in Schuss sein, versteht sich. Dafür aber sorgen die Mitglieder meist selbst. Was ein echter Traktor-Liebhaber ist, kennt seine Maschine ohnehin auswendig und weiß, wo‘s zwickt.
Der Blick hinter die Blechfassade zeigt: Es sind weniger PS-begeisterte Maschinen-Fans, die sich dem Club angeschlossen haben. Vielmehr ist es die Langsamkeit, die die Paschinger so fasziniert. Denn dahinter steckt eine ganze Philosophie, erklärt Vereinsobmann Klaus Simoncsics: „Das ist der Wunsch, zur Langsamkeit zurückzukehren.“ Ein Wunsch, den sich die Mitglieder bei ihren regelmäßigen Ausfahrten erfüllen, wenn sie nicht gerade über Stock und Stein, aber zumindest über die Feldwege rumpeIn. „Man sieht viel mehr, als wenn man mit dem Auto fährt“, schwärmt Simoncsics, der in seiner Oldtimer-Karriere auch schon Traktoren gegen Pferde getauscht hat. |