„A bissl verrückt“

Artikel aus dem Schneverdinger Nachrichten, dem Niedersächsisches Tagblatt
Vorbericht auf dem Titelblatt!

Sonnabend, 5. Juli 2003

 

820 Kilometer per "Steyr" - in drei Tagen von Linz zum Hof Tütsberg!

Mit dem Dreh des schwarzen Knopfes setzt Rudolf Meier das grüne „Urgetüm“ in Gang. Ein sattes, aber auch etwas blechernes Knattern erklingt. Für die einen Grund, sich sofort Watte in die Ohren zu stopfen, für Oldtimerfans dagegen eher zarte Melodie in eben diesen. Zu letzterer Kategorie zählen Rudolf Meier und Helmut Staudinger.

Denn ohne ihren Enthusiasmus hätten sie wohl kaum das auf sich genommen, was sie dann taten:

Gut 820 Kilometer mit einem Steyr-Traktor, Typ 180, Baujahr 1948, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 „Sachen“ in drei Tagen nicht um die Welt, aber von Osterreich in die Lüneburger Heide zu rattern.

Über Passau, Regen, Gham, durch die Oberpfalz, an Bayreuth vorbei nach Steinach bei Kronach. Müde fielen beide nach den ersten 400 KilometernLandstraße, die sie abwechselnd am Steuer bewältigten, ins Bett.
 

Am Montag führte die Tour über Saalfeld, Weimar, Blankenburg nach Meine bei Gifhorn. Weitere 300 Kilometer waren geschafft. Bei den Stopps mussten Meier und Staubinger immer wieder im Hof Tütsberg darauf achten, dass der Motor sich nicht festfraß. Im Gegensatz zu den heutigen Antrieben, muss er nach fünf bis sechs Stunden per Olkännchen geschmiert werden. Monatelang hatten sie im heimischen Pasching, gut acht Kilometer von Linz ent-
 

820 Kilometer liegen hinter den beiden Österreichern Rudolf Meier und Helmut Staudinger als sie mit ihrem Steyr-Oldtimer bei Hans Rummler (v. r.) auf Hof Tütsberg vorfuhren.
 
fernt, an dem Trecker  der Steyr - Daimler - Puch Aktionsgesellschaft gebastelt und ihn wieder auf Vordermann gebracht. Es war einfach alles kaputt und auch für die Mitglieder des Paschinger Oldtimervereins schwierig, dafür Ersatzteile zu bekommen. Das Gefährt war das erste, das nach dem Krieg in Osterreich in dem Werk, das es schon lange nicht mehr gibt, gebaut wurde. Der Traktor ist einer der wenigen, auf dem auch ein Mitfahrer Platz hat. Um 6 Uhr ging es dann am vergangenen Sonntag los.
 

Alle 5 bis 6 Stunden heißt es, Ölkännchen raus und schmieren. Die Ventile des Steyr-Motors von 1948 schmieren sich noch nicht selbst.
 

Über Suderburg ging es am Dienstag nach Hösseringen, gegen 15 Uhr waren sie dann bei den Verwandten in der Heide ange- angt. Bis dahin haben die beiden Österreicher gut drei Liter in der Stunde verbraucht, insgesamt rund 100 Liter Diesel. Nach der Vorstellung in Hösseringen wollen beide Pensionäre gleich wieder in Richtung Heimat fahren. Dann aber eine andere Strecke, die erst einmal über Eisenach führt. Es soll schließlich nicht eintönig werden.

 

Vor der Reise ins platte Land ging es hoch hinauf auf den Großglockner. Die „Trophäe“ klebt jetzt an der Motorhaube.

Schneverdinger Nachrichten

   


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Seitenupdate: 13.07.2004